»Little Germany« hmm... Die Bilder könnte ich mir mit kleinen Beschreibungen vorstellen, was zu sehen ist. Drei Bilder der Folge zeigen untereinander gesehen einen Baum, der aus drei unterschiedlichen Bäumen besteht- Das gefällt mir. Ebenso der kleine Brunnen zum Trinken und das erste Bild mit der Straße, dem roten Haus mit der Feuerwehrleiter und dem schönen großen Baum, der wohl schon zu dem Park gehört. Salut, Tom
noerdlich der Houston Street auf der East Side von Manhattan befand sich Little Germany, das Stadtviertel der Deutschsprachigen in New York. Der Central Park dieses Stadtteiles war eine quadratische Parkanlage, die inzwischen Tompkins Square Park heisst. Ich tummelte mich dieser Tage in Little Germany, um die historischen Spuren der deutschsprachigen Bewohner aufzuspueren, die hier und da anzutreffen sind.
Die Deutschsprachigen hatten ihre eigene Bezeichnung fuer diesen Park.
Dort wo sich das Servicegebaeude im Park befindet, in dem sich Toilettenraeume und die Aufenthaltsraeume fuer das Parkpersonal befinden, gibt es einen Durchgang zu einem Picknickareal, vor dem im Freien eine Stele zu sehen ist, mit der an eine Katastrophe erinnert wird. Ein grosser Teil der deutschsprachigen Stadtteilbewohner kam bei einem Schiffsunglueck ums Leben. Aufgebrochen zu einer Ausflugsfahrt zu einer Picknickstelle explodierten die Maschinen des Schiffes, das rasch sank. Das Unglueck geschah 1904.
Es faellt auf, dass die einzelnen Parkflaechen durch hohe Metallzaeune abgesperrt sind, sodass nur auf den Wegen durch den Park gegangen werden kann. Sitzbaenke erlauben ein Ausruhen im Schatten der Baeume, wenn die Sonnenhitze stoert. Das kann frueher anders gewesen sein. Man muss dem nachgehen. Vielleicht hatten diese Einzaeunungen den Grund, das Festefeiern auf den Parkflaechen zu unterbinden. In diesem Fall haette sich das Temperance Movement durchgesetzt, dass gegen die Art der Deutschsprachigen, biertrinkend Feste in oeffentlichen Parks zu feiern, vorging. Da bei dem Schiffsunglueck auch die Personen umkamen, die in Little Germany organisatorisch an vorderster Front standen, koennte es sein, dass dem Temperance Movement kein Widerstand mehr entgegengesetzt werden konnte. Vom Temperance Movement gibt es ein Denkmal an prominenter Stelle im Park. Die Deutschsprachigen waren immer sehr harte Gegner des Temperance Movements gewesen. Nach dem Schiffsunglueck zogen die Hinterbliebenen aus Little Germany um in andere Stadtteile von New York. Auf der Hoehe der Mitte des Central Park bildete sich auf der East Side erneut ein Little Germany heraus.
Wer mehr zum Stadtteil erfahren will, kann das durch das Lesen dieses Buches tun:
Stanley Nadel: Little Germany: Ethnicity, Religion, and Class in New York City, 1845-80. University of Illinois Press, 1990.
hi, K.L., ich hab nachgelesen unter http://www.maggieblanck.com/Goehle/GeneralSlocum.html Damals schrieb man wohl tatsaechlich »Kleindeutschland«. Sie schreiben, dass dies die groesste Katastrophe New Yorks sei vor dem 11.9.2001. Danke fuer die lesenswerten Zeilen. Gruss, Tom
Hi Tom, dieser Satz in dem Link, den Du angegeben hast, faszinierte mich:
"The Last Survivor of the Slocum Died in 2004".
Die Person muss bei dem Schiffsunglueck ein noch sehr kleines Kind gewesen sein.
Ich werde mich demnaechst abermals durch dieses "Kleindeutschland" bewegen, um zusaetzliche Fotodokumentationen zu machen. Die Bebauung des Stadtteils wirkt merkwuerdig niedrig, in grossen Teilen sehr schlicht. Ich vermute, dass wenig veraendert wurde. Die protestantische St.Marcks Church der Deutschsprachigen steht diagonal an einer Ecke des Baublocks, was sehr ungewoehnlich im Stadtbild von Manhattan wirkt. Ich las zu der Zeit nach dem Schiffsunglueck:
"Kleindeutchland never recovered. Many of the grief stricken German community moved away, many to Yorkville on the Upper East Side." (1)
Yorkville liegt auf der halben Hoehe des Central Park auf der Eastside. Das ist dann mein naechstes Ziel fuer Fotodokumentationen. Weitere deutschsprachige Stadtteile findet man in der Bronx und wohl auch anderswo. Es gab immerzu neue Wellen von deutschsprachigen Einwanderern oder Wellen von Umzuegen der Ethnien innerhalb des Stadtgebietes von New York. Wie man sieht, sind die "Germans" aus Kleindeutschland nach Yorkville weitergezogen, wohl um ihren Schmerz zu mildern.
die »General Slocum« hatte etliche Zwischenfaelle zu ueberstehen, bevor sie 1904 in Brand geriet. Zum Beispiel auch die -> »Paterson anarchists«, die am 17.8.1901 das Schiff unter ihre Kontrolle bringen wollten (was, aus meiner Sicht, der Idee der Anarchie im Grunde genommen widerspricht !)
http://en.wikipedia.org/wiki/General_Slocum schreibt dazu Folgendes :
»On August 17, 1901, while carrying what was described as 900 intoxicated Paterson anarchists, some of the passengers started a riot on board and attempted to take control of the vessel. However, the crew fought back and maintained control of the ship. The captain docked the ship at the police pier and 17 men were taken into custody by the police.«
Maggie Blanck hat mir geschrieben. Sie findet Deine Bilder vom Tompkins-Square-Park liebenswert. Sie geht sehr oft durch den Park, wenn sie ihren Sohn und seine Familie besucht.
Adella Wotherspoon (geb. Liebenow), die die juengste und nachher die letzte Ueberlebende des Ungluecks war, hat bis 1961 an einer Schule fuer Verwaltung gelehrt. Sie war verheiratet, sie hatten keine Kinder.
Die zweitaelteste Ueberlebende, Catherine Uhlmyer, geb. 4.4.1893, gestorben 17.10.2002, heiratete 1913 und hatte, als sie mit 109 Jahren starb, 27 Enkel, 30 Urenkel und 7 Ur-Urenkel...
Hi K.L., die letzte Ueberlebende war Adelle Wortherspoon. Sie starb im Alter von 100 Jahren in 2004. Sie war ein sechs Monate altes Baby mit dem Maedchennamen Liebenow, als das Unglueck geschah. Sie und ihre Eltern waren an Bord, ausserdem zwei ihrer Schwestern, Anna (3) und Helen (6). Die beiden Schwestern kamen in den Flammen um. Frau Liebenow sprang von Bord, in den Armen das Baby. Ihr Mann, der sich an einem anderen Ort auf dem Schiff aufhielt, ueberlebte ebenfalls. Beide litten hernach unter Verbrennungen. Adella war das einzige von fuenf Kindern, das der Mutter geblieben war. Es ist nicht hier nicht herauszufinden, was sie in ihrem Leben gemacht hat. Jedenfalls haben sie, einer Volkszaehlung nach, 1920 in North Plainfield, New Jersey, gelebt. Adella war somit die jüngste Ueberlebende der Katsatrophe- und spaeter dann... die letzte. Viele Gruesse, Tom, der sich heute mal einer Uebersetzung aus dem Engischen hingegeben hat, siehe unten... :-)
Nach einer zweijährigen Ausbildung in einem Architekturbüro studierte ich Architektur an Kunsthochschulen in Deutschland. Später belegte ich an Universitäten Kunstgeschichte, Ethnologie, Altamerikanistik, Städtebau, Archäologie in der Vor- und Frühgeschichte, Stadtsoziologie, Sozialpsychologie, Indologie, Sinologie, Indonesistik, Austronesistik, Orientalische Kunstgeschichte und Vergleichende Religionswissenschaft, um mich in die globalen Zusammenhänge der Baugeschichte auf dem Planeten einzuarbeiten und die Architekturtheorie der unterschiedlichen Kulturräume zu verstehen. Durch diese Studien kam ich mit vielen verschiedenen Sprachen in Berührung. Um darüber nachzudenken, welche Architekturen in Zukunft Sinn machen könnten, fertigte ich programmatische Zeichnungen von Architekturen und Stadtgefügen an. Um die eigene Sprache besser zu verstehen, schrieb ich Lyrik und Short stories. Die Fotografie half dabei, großangelegte Dokumentationen zu wissenschaftlichen Zwecken anzulegen.
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»Little Germany« hmm... Die Bilder könnte ich mir mit kleinen Beschreibungen vorstellen, was zu sehen ist. Drei Bilder der Folge zeigen untereinander gesehen einen Baum, der aus drei unterschiedlichen Bäumen besteht- Das gefällt mir. Ebenso der kleine Brunnen zum Trinken und das erste Bild mit der Straße, dem roten Haus mit der Feuerwehrleiter und dem schönen großen Baum, der wohl schon zu dem Park gehört. Salut, Tom
AntwortenLöschenHi Tom,
Löschennoerdlich der Houston Street auf der East Side von Manhattan befand sich Little Germany, das Stadtviertel der
Deutschsprachigen in New York. Der Central Park dieses Stadtteiles war eine quadratische Parkanlage, die inzwischen Tompkins Square Park heisst. Ich tummelte mich dieser Tage in Little Germany, um die historischen Spuren der deutschsprachigen Bewohner aufzuspueren, die hier und da anzutreffen sind.
Die Deutschsprachigen hatten ihre eigene Bezeichnung fuer diesen Park.
Dort wo sich das Servicegebaeude im Park befindet, in dem sich Toilettenraeume und die Aufenthaltsraeume fuer das Parkpersonal befinden, gibt es einen Durchgang zu einem Picknickareal, vor dem im Freien eine Stele zu sehen ist, mit der an eine Katastrophe erinnert wird. Ein grosser Teil der deutschsprachigen Stadtteilbewohner
kam bei einem Schiffsunglueck ums Leben. Aufgebrochen zu einer Ausflugsfahrt zu einer Picknickstelle explodierten
die Maschinen des Schiffes, das rasch sank. Das Unglueck geschah 1904.
Es faellt auf, dass die einzelnen Parkflaechen durch hohe Metallzaeune abgesperrt sind, sodass nur auf den Wegen durch den Park gegangen werden kann. Sitzbaenke erlauben ein Ausruhen im Schatten der Baeume, wenn die Sonnenhitze stoert. Das kann frueher anders gewesen sein. Man muss dem nachgehen. Vielleicht hatten diese Einzaeunungen den Grund, das
Festefeiern auf den Parkflaechen zu unterbinden. In diesem Fall haette sich das Temperance Movement durchgesetzt, dass gegen die Art der Deutschsprachigen, biertrinkend Feste in oeffentlichen Parks zu feiern, vorging. Da bei dem Schiffsunglueck auch die Personen umkamen, die in Little Germany organisatorisch an vorderster Front standen, koennte es sein, dass dem Temperance Movement kein Widerstand mehr entgegengesetzt werden konnte. Vom Temperance Movement gibt es ein Denkmal an prominenter Stelle im Park. Die Deutschsprachigen waren immer sehr harte Gegner des Temperance Movements gewesen. Nach dem Schiffsunglueck zogen die Hinterbliebenen aus Little Germany um in andere Stadtteile von New York. Auf der Hoehe der Mitte des Central Park bildete sich auf der East Side erneut ein Little Germany heraus.
Wer mehr zum Stadtteil erfahren will, kann das durch das Lesen dieses Buches tun:
Stanley Nadel: Little Germany: Ethnicity, Religion, and Class in New York City, 1845-80. University of Illinois Press, 1990.
Auch diese Hinweise sind dienlich:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kleindeutschland_(New_York_City)
http://en.wikipedia.org/wiki/Little_Germany,_Manhattan
http://tinyurl.com/8rbv7lw
Gruesse
K.L.
hi, K.L.,
AntwortenLöschenich hab nachgelesen unter
http://www.maggieblanck.com/Goehle/GeneralSlocum.html
Damals schrieb man wohl tatsaechlich
»Kleindeutschland«.
Sie schreiben, dass dies die groesste Katastrophe New Yorks sei vor dem 11.9.2001.
Danke fuer die lesenswerten Zeilen.
Gruss, Tom
Hi Tom, dieser Satz in dem Link, den Du angegeben hast, faszinierte mich:
AntwortenLöschen"The Last Survivor of the Slocum Died in 2004".
Die Person muss bei dem Schiffsunglueck ein noch sehr kleines Kind gewesen sein.
Ich werde mich demnaechst abermals durch dieses "Kleindeutschland" bewegen, um zusaetzliche Fotodokumentationen zu machen. Die Bebauung des Stadtteils wirkt merkwuerdig niedrig, in grossen Teilen sehr schlicht. Ich vermute, dass wenig veraendert wurde. Die protestantische St.Marcks Church der Deutschsprachigen steht diagonal an einer Ecke des Baublocks, was sehr ungewoehnlich im Stadtbild von Manhattan wirkt. Ich las zu der Zeit nach dem Schiffsunglueck:
"Kleindeutchland never recovered. Many of the grief stricken German community moved away, many to Yorkville on the Upper East Side." (1)
Yorkville liegt auf der halben Hoehe des Central Park auf der Eastside. Das ist dann mein naechstes Ziel fuer Fotodokumentationen. Weitere deutschsprachige Stadtteile findet man in der Bronx und wohl auch anderswo. Es gab immerzu neue Wellen von deutschsprachigen Einwanderern oder Wellen von Umzuegen der Ethnien innerhalb des Stadtgebietes von New York. Wie man sieht, sind die "Germans" aus Kleindeutschland nach Yorkville weitergezogen, wohl um ihren Schmerz zu mildern.
The Best
K.L.
Anmerkung:
(1) zit.aus:
http://www.maggieblanck.com/Goehle/Germans.html
Hi K.L.,
Löschendie »General Slocum« hatte etliche Zwischenfaelle zu ueberstehen, bevor sie 1904 in Brand geriet. Zum Beispiel auch die -> »Paterson anarchists«, die am 17.8.1901 das Schiff unter ihre Kontrolle bringen wollten (was, aus meiner Sicht, der Idee der Anarchie im Grunde genommen widerspricht !)
http://en.wikipedia.org/wiki/General_Slocum
schreibt dazu Folgendes :
»On August 17, 1901, while carrying what was described as 900 intoxicated Paterson anarchists, some of the passengers started a riot on board and attempted to take control of the vessel. However, the crew fought back and maintained control of the ship. The captain docked the ship at the police pier and 17 men were taken into custody by the police.«
Maggie Blanck hat mir geschrieben. Sie findet Deine Bilder vom Tompkins-Square-Park liebenswert. Sie geht sehr oft durch den Park, wenn sie ihren Sohn und seine Familie besucht.
Adella Wotherspoon (geb. Liebenow), die die juengste und nachher die letzte Ueberlebende des Ungluecks war, hat bis 1961 an einer Schule fuer Verwaltung gelehrt. Sie war verheiratet, sie hatten keine Kinder.
Die zweitaelteste Ueberlebende, Catherine Uhlmyer, geb. 4.4.1893, gestorben 17.10.2002, heiratete 1913 und hatte, als sie mit 109 Jahren starb, 27 Enkel, 30 Urenkel und 7 Ur-Urenkel...
Was Geschichten !
Beste Gruesse,
Tom
.
Hi K.L.,
AntwortenLöschendie letzte Ueberlebende war Adelle Wortherspoon. Sie starb im Alter von 100 Jahren in 2004. Sie war ein sechs Monate altes Baby mit dem Maedchennamen Liebenow, als das Unglueck geschah.
Sie und ihre Eltern waren an Bord, ausserdem zwei ihrer Schwestern, Anna (3) und Helen (6). Die beiden Schwestern kamen in den Flammen um. Frau Liebenow sprang von Bord, in den Armen das Baby. Ihr Mann, der sich an einem anderen Ort auf dem Schiff aufhielt, ueberlebte ebenfalls. Beide litten hernach unter Verbrennungen.
Adella war das einzige von fuenf Kindern, das der Mutter geblieben war.
Es ist nicht hier nicht herauszufinden, was sie in ihrem Leben gemacht hat. Jedenfalls haben sie, einer Volkszaehlung nach, 1920 in North Plainfield, New Jersey, gelebt.
Adella war somit die jüngste Ueberlebende der Katsatrophe- und spaeter dann... die letzte.
Viele Gruesse,
Tom, der sich heute mal einer Uebersetzung aus dem Engischen hingegeben hat, siehe unten... :-)
http://www.maggieblanck.com/Goehle/GenSlocumText.html